Folge der Woche: Ferdinand Balzac, Privatdetektiv – Das neunte Kind (1)

Folge der Woche: Ferdinand Balzac, Privatdetektiv – Das neunte Kind (1)

Neues aus der Hörspielwelt:

SilberZunge Audio

SilberZunge Audio, ein Hörspiel-Startup aus München, betritt mit der Hörspielreihe “Ferdinand Balzac, Privatdetektiv” die Bühne des gesprochenen Wortes. Die neue Produktionsfirma ist im Januar 2017 an den Start gegangen. In Planung sind Hörbücher und Hörspiele, die das junge Unternehmen in Eigenproduktion auf den Markt bringen möchte.

Die Produzenten von SilberZunge Audio sind ausgebildete Sprecher. Das Dreigespann – bestehend aus Stefan H.A. Meichsner, Tinka Kowatsch und Dagi Lilo van Thiel – präsentiert sich stimmlich gleich in der ersten Hörspielproduktion “Ferdinand Balzac, Privatdetektiv”.

Gelange hier zu den Stimmen hinter SilberZunge Audio.

Scharfsinnig & charmant: Privatdetektiv Ferdinand Balzac

Mein Name ist Ferdinand Balzac. Ich bin Privatdetektiv und vergesse nie etwas. Gemeinsam mit meiner rechten Hand Melanie Vincent – ein echtes Recherchegenie und unentbehrlicher Teil meiner Arbeit – betreibe ich eine kleine Detektei in München. Ich übernehme die Fälle, bei denen die Polizei nicht weiter weiß.

Hauptkommissar de la Croix nennt mich einen überheblichen, selbstverliebten, billigen Schnüffler. Nun ja, zumindest billig bin ich nicht. Auch mein Vater war Polizist. Er wurde ermordet. Und wenn mich eines mehr antreibt als das Schicksal meiner Klienten, dann ist [es] der unbändige Wille, seinen Mörder zu überführen – koste es, was es wolle.

(Quelle: Ferdinand-balzac.com/ueber-uns)

Den Anfang macht “Das neunte Kind”, Episode 1 der Hörspielreihe “Ferdinand Balzac, Privatdetektiv”. Das Mystery-Krimi-Hörspiel handelt vom ausgefuchsten Ermittler Ferdinand Balzac, der seinen brillanten Spürsinn nicht nur gegen ganz reale, sondern unheimliche Mächte unter Beweis stellen muss.

Zum Hintergrund

Der inzwischen erblindete Privatdetektiv Ferdinand Balzac möchte seine Biografie schreiben lassen. Diese soll die Fälle so beschreiben, wie sie sich tatsächlich ereignet haben. In dieser Angelegenheit ist Balzac eigen, denn er beansprucht für sich die alleinige Sicht auf die Ereignisse. Den Anfang seiner Biografie macht sein erster Fall, der deutschlandweit bekannt geworden war. Der Fall startet mit dem Verschwinden von Lillie Walther, welche die Presse als das “achte Kind” bezeichnet.

Bevor du unsere Rezension liest, kannst du dir auch hier Trailer und Hörprobe zur ersten Folge “Das neunte Kind” anhören.


Entführungsserie in der bayerischen Landeshauptstadt

In München werden mehrere Kinder vermisst, scheinen spurlos verschwunden. Während sich Lillies Vater Richard Walther (Marc Schülert) hilfesuchend an unseren Privatdetektiv Ferdinand Balzac (Stefan H.A. Meichsner) wendet, gibt sich die Münchner Polizei indes völlig ratlos. Der Ermittler mit dem besonderen Spürsinn findet einen schockierenden Zusammenhang zwischen den auf geheimnisvolle Weise verschwundenen Kindern …

Freitag, der 13.

Alle vermissten Kinder wurden am 13. Tag eines Monats geboren und – zu allem Überfluss – auch noch an einem Freitag. Die Polizei spielt mit verdeckten Ermittlungen, denn Hauptkommissar de la Croix (Konrad Adams) von der Münchner Polizei weiß mehr, als er zugibt, lässt sich von Balzac jedoch nicht in die Karten schauen. Gemeinsam mit seiner persönlichen Recherche-Assistentin Melanie Vincent (Tinka Kowatsch) und der Expertin für satanische Kulte Dr. Elena Mace (Jana C. Schmidt), begibt sich Ferdinand Balzac auf die Suche nach den vermissten Kindern und deren Entführern.

Trotz aller Widerstände

Die Suche entpuppt sich als waghalsiges Unterfangen um Leben und Tod. Während seiner Ermittlungen, bei denen ein sternförmiges Symbol allerhand Rätsel aufgibt, kommt Balzac dunklen Mächten auf die Spur. Schlussendlich führen die Ermittlungen Balzac und seine Begleiter zu einem Versteck in der Nähe von Freyung im Bayerischen Wald. Die Kindesrettung gleicht einem Wettlauf mit der Zeit, einem Kampf gegen die wahnsinnigen Pläne der düsteren Widersacher. Was führen die Kindesentführer im Schilde? Was hat es eigentlich mit dem neunzackigen Sigel eines satanischen Ordens auf sich? Und was ist mit den Zahlen 9 und 13?


Fazit

Inhalt:

Ein gelungener Auftakt von SilberZunge Audio. “Ferdinand Balzac” ist solide Hörspielkost mit Potenzial nach oben. Daumen hoch zum Drehbuch und zur Regiearbeit von Jana C. Schmidt und Tinka Kowatsch. Der Autor Stefan H.A. Meichsner hat viel Herzblut in die Serie gelegt. Leider haben wir es nicht mit thematischen Innovationen zu tun. Schließlich handelt es sich um eine weitere Detektivgeschichte, dessen Stil an Sherlock Holmes erinnern mag.

Warum spielt die erste Folge eigentlich in der bayerischen Metropole München? Akustisch bekommen wir nämlich wenig aus Bayern auf die Ohren. Lediglich der Wirt bringt lokalen Charme durch seinen bayerischen Dialekt hinein. Hier mangelt es ein wenig an Kriterien. Der Fall hätte sich auch in Norddeutschland abspielen können. kassettenbox ist jedenfalls gespannt auf die Fortsetzung und darauf, welche Fäden “der Unbekannte” noch ziehen wird.

Sprecherleistung:

Die Sprecherbank besetzen mehrere, im Mainstream eher unbekanntere Akteure. Die Ausnahme bildern Dirk Hardegen (Der Unbekannte) und Marc Schülert; letzterer übernimmt gleich mehrere Rollen.

Der Erzähler Daniel Werner leistet sehr gute Arbeit, kommt jedoch eher selten zum Einsatz. Hier stellt sich die Frage, ob eine Erzählstimme überhaupt vonnöten ist. Hätte diesen Part nicht auch der Protagonist Ferdinand Balzac höchstselbst übernehmen können? Schließlich erzählt dieser ja aus der Retrospektive von seinen abgeschlossenen Fällen. Die ruhige und sachliche Darstellungweise könnte ein Stefan Meichsner ebenso leisten. Hier zeigt das Skript eine kleine Schwachstelle auf.

Die Interpretation des lässigen Privatdetektivs ist durchweg gelungen. Das Superhirn mit eidetischem Gedächtnis wird stimmlich absolut authentisch rübergebracht. Einzig und allein Klaus Götsch als Lucifers Diener fehlt es an Seriosität. Leider ist seine stimmliche Darbietung eher deplatziert. Schade, denn hier hätte dem Hörspiel ein Schippchen Authentizität gutgetan. Als Fehlbesetzung erweist sich Konrad Adams in der Rolle des Hauptkommissars de la Croix. Stimmlich ist er eine Wucht, agiert als seriöser Kommissar allerdings viel zu schroff und unnahbar. Ihm hätte eine andere Sprecherrolle besser zu Gesicht gestanden. Die Kommissarrolle passt einfach nicht zu ihm.

In weiteren Rollen bekommen wir u. a. Michaela Amler, Linita Reimann, Hülya Önalan, Sebastian Dorn, Dagli Lilo van Thiel, Tinka Kowatsch und Jana Schmidt u.v.m. zu hören. Insgesamt merkt man, dass die beteiligten Sprecher nicht Hörspieler der allerersten Stunde sind. Doch das ist der Charme von “Ferdinand Balzac”. Hier hat sich eine Gruppe formiert, die Spaß an der Arbeit hinter dem Mikrofon hat.

Geräusche und Musik:

Geräusche halten sich in “Das neunte Kind” eher im Hintergrund. Vielmehr hat man auf einen Titelsong wert gelegt. “Schatten auf dem Nebel” von Sophia Grobler bekommen wir gleich nach dem gelungenen Intro zu hören; als Longplay noch einmal am Ende der Geschichte. Der Titelsong aus der Feder der Sängerin Sophie Grobler gefällt. Die musikalische Untermalung zwischen den Sequenzen ebenso, jedoch wäre noch ein Hauch mehr Mystery schön gewesen.

Soundtechnisch hat das Hörspiel eher wenig zu bieten. An der einen oder anderen Stelle sind hier noch Stellschrauben, die nachjustiert werden könnten. Die Geräusche sind insgesamt keine hohe Kunst. Etwa die Szenen aus dem Helikopter am Ende der Geschichte. Das wirkt doch arg blechern. Man bekommt den Eindruck, dass man am falschen Ende, nämlich am Sounddesign gespart hat. Schade, denn die stimmige Musik gefällt so gut, dass die Produktion am Ende ein ambivalentes Gefühl zurücklässt.

Cover und Titel:

“Das neunte Kind” ziert ein schwarzes Cover mit Flammen und dem neunzackigen Siegel. Die Covergestaltung bleibt Geschmackssache. Für die nächsten Folgen wären mehr Farben wünschenswert. Der Titel ist passend gewählt und macht Lust auf mehr.

Am Ende stellt sich die Frage, warum in einer bayerischen Provinz ein Privatdetektiv tätig ist, der den Namen eines berühtem französischen Schriftstellers trägt. Planung oder Zufall? Wir hoffen auf ersteres, aber hier bleibt es abzuwarten. Da wir noch nicht viel über unseren Privatdetektiv wissen, wollen wir nicht spekulieren. Wir sind gespannt auf weitere Detektivgeschichten!


Fakten

Genre:

Mystery / Krimi

Label:

SilberZunge Audio

Gesamtspiellänge:

69min30

Produktionsjahr:

2017


Besetzung:
Erzähler Daniel Werner
Ferdinand Balzac Stefan H.A. Meichsner
Melanie Vincent Tinka Kowatsch
Dr. Elena Mace Jana C. Schmidt
Kriminalhauptkommissar de la Croix Konrad Adams
Michael “K” Kromer Sebastian Dorn
Luzifers Diener Klaus Götsch
Wirt Manfred Abholzer
Richard Walther Marc Schülert
Erika Walther Michaela Amler
Jutta Peters Linita Reimann
Frau Belling Alda Aronsson
Studentin Hülya Önalan
Radiosprecher Jakob Seidel
Der Unbekannte Dirk Hardegen
Dr. Claire Wikström Dagi Lilo van Thiel

& wie geht’s weiter?

Episode 2 (“Der Pakt”) und 3 (“Metamorphose”) kommen laut SilberZunge Audio bis September 2017 auf den Markt. Weitere Informationen zum Hörspiellabel, zu Sprechern und kommenden Live-Events findest du auf der Webseite zur Hörspielreihe “Ferdinand Balzac”. Hier findest du auch Trailer und Hörproben.

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