Das prägnante und unverwechselbare Design von den drei ??? haben wir Aiga Rasch zu verdanken. Seit dem 8. Oktober 2016 gibt es im Mittelrhein-Museum in Koblenz die Sonderausstellung „Aiga Rasch – Die drei ??? und die rätselhaften Bilder“ zu sehen.
Ein gelungenes Cover erzählt mit einem einzigen Bild eine ganze Geschichte. Es verweist aber auch auf eine umfangreiche Entstehungsgeschichte. Die Ausstellung ist eine Hommage an die kreative Künstlerin mit ihren plakativen und eindrücklichen Titelbildern zu Tiergestalten, Figuren und (Tat-)Orten. Ein idealer Anlass für die kassettenbox, mal wieder einen Ausflug zu unternehmen!
Auf nach Koblenz!
Am Morgen des 12. November 2016 stiefelten wir also los, um eine der ältesten Städte Deutschlands unsicher zu machen. Übrigens: Ein Besuch lohnt sich allemal. In Koblenz und Umgebung gibt es vieles zu entdecken: Die Mündung der Mosel in den Rhein, das Deutsche Eck, eine atemberaubende Seilbahnfahrt, die Festung Ehrenbreitstein, u.v.m. Nicht zuletzt lädt die Koblenzer Innenstadt zum ausführlichen Shopping ein! :-)
Was gibt’s zu sehen?
Die Ausstellung zeigt einen Einblick in die Schaffenswelt der Grafikerin und Illustratorin Aiga Rasch (1941-2009), die ihren größten Erfolg mit der Covergestaltung der Jugendbuch- und Hörspielreihe Die drei ??? verzeichnete. Hierfür gestaltete sie insgesamt 89 Titelillustrationen (hier gelangst du zur Aiga Rasch-Seite von Nachlassverwalter Matthias Bogucki). Die Sonderausstellung zeigt viele ihrer Kinderbücher und eine Auswahl ihrer Entwürfe – durch verschiedene Entwurfstadien hinweg.
Als Leser und Hörer der drei Fragezeichen weiß man: Die Bilder haben Wiedererkennungswert. Das wird einem gleich zu Beginn der Ausstellung noch einmal ganz bewusst. Alle 89 Buchcover wurden im Sonderausstellungsbereich des Mittelrhein-Museum in Koblenz nebeneinander auf weißer Wand angebracht: leuchtende, zum Teil knallbunte, quadratische Bilder auf schwarzem Grund in Passepartout-Rahmen. Darüber der Titel in weiß-rot-blauen Lettern.
Aiga Rasch – eine Briefmarkensammlerin?
Das Spannende an der Ausstellung ist, dass der kreative Entstehungsprozess von Aiga Rasch sichtbar wird. Den Ausstellern ist es gelungen, die vielen Bilder so zu drapieren, dass man sieht, wie Aiga Rasch über die verschiedenen Motive nachdachte und wie sie zwischen 6 und 24 Vorlagen mit verschiedenen Motiven in Briefmarkengröße zeichnete.
Gesucht werden: kreative Ideen
Aiga Rasch entnahm ihre Ideen aus dem Alltag: aus der Werbung – als Vorlage zu “und das Narbengesicht” (33) diente Rasch etwa eine Anzeige für eine Krankenversicherung! -, aus Büchern oder Zeitschriften. Manchmal hatten die Bücher, die Rasch vorgelegt wurden, noch gar keinen Titel. Dieser entstand dann erst während des Illustrationsprozesses und wurden vom Verlag häufig erst nachträglich angepasst.
Wie alles begann – Die drei ??? und Aiga Rasch
Kurz nach ihrem Abitur reicht Aiga Rasch einen Roman mit selbstgezeichneten Illustrationen bei einem Romanwettbewerb des KOSMOS Verlags ein. Schließlich stellt sie sich mit einer eigenen Mappe beim Verlag vor, für den ihre Mutter Lilo Rasch-Naegele zu der Zeit schon seit einigen Jahren illustriert. Ab 1962 arbeitet Aiga Rasch als freie Mitarbeiterin bei Franckh-Kosmos und gestaltet vorwiegend Kinder- und Jugendbücher.
Raschs erstes Titelbild: “Die drei ??? und der Fluch des Rubins”, 1970
Sieben Jahre später entdeckt Rasch die ersten beiden Bücher der drei ??? vom berühmten Filmregisseur Alfred Hitchcock mit den Schutzumschlägen von Jochen Bartsch: “Gespensterschloss” und “und die flüsternde Mumie”. Die Lektorin traut Aiga Rasch die Umgestaltung wegen des eher männlichen Themas zunächst nicht zu. Rasch bietet an, kostenlose Entwürfe für “Die drei ??? und der Fluch des Rubins” anzufertigen.
Der Stein kommt ins Rollen
Das schwarze Grundlayout sorgt für blankes Entsetzen beim Jugendbuchverlag, der sich aber schließlich doch überzeugen lässt. 1970 erscheint “Rubin” mit einem einfachen Coverbild, einer Collage in schwarz-weiß auf rot. Schon bald geht Rasch bei der Gestaltung zu Farbfolien, dann zu Filzstiften und schließlich zur Aquarelltechnik über.
Die drei ??? als Hörspiel
Ab 1979 zieren die farbenprächtigen und markanten Illustrationen von Rasch auch die Hörspiele des Labels EUROPA. Mit “und der Super-Papagei” erscheint die erste Folge des Hörspiels auf Schallplatte. Raschs Illustrationen tragen dazu bei, dass die in ihren Anfängen aus dem Amerikanischen übersetze Krimireihe auch in Deutschland populär wird und Kultstatus erlangt. Sei 1992 zeichnet und layoutet Rasch mehr und mehr am Computer.
Rasch zum Erfolg
Von 1970 bis 1999 gestaltet sie die deutschen Titelcover der ursprünglich amerikanischen Serie. Im Gegensatz zu den Buchcovern aus anderen Ländern, sind Raschs Ausgaben unverwechselbar. Das schwarz-düstere Layout mit den knallbunten Coverbildern – Raschs Markenzeichen – überlebt auch die Trennung von Alfred Hitchcock als Namensgeber der drei ???.
Insgesamt zeichnet Rasch während ihrer produktiven Phase als Grafikerin 500 Coverentwürfe und über 5.000 Illustrationen. Rasch ist bekannt für den hohen Wiedererkennungswert ihres Kunstwerke und ihren assoziativen Stil: Die Fantasie des Betrachters wird angeregt. Überhaupt sind die drei ??? bis heute für die quadratischen Titelbilder und das schwarze Layout mit der weißen Schrift bekannt.
Justus, Peter und Bob ohne Gesicht
Ein weiteres Markenzeichen von Rasch: Sie verzichtete ganz bewusst auf die bildliche Darstellung von Justus, Peter und Bob – mit einer Ausnahme: Auf “Der Doppelgänger”, Folge 88, ist Justus Jonas zu sehen. Die Idee dahinter: der Fantasie freien Lauf lassen, dem Leser und Hörer keine Interpretation vorwegzunehmen. Jeder soll sich nach Belieben in die Protagonisten hineinversetzen können Rasch war es wichtig, eine visuelle Anspielung auf den Inhalt zu geben.
Inspirationen des Alltags
Das spannendste der Ausstellung war, den künstlerischen Schaffensprozess von Aiga Rasch anhand konkreter Beispiele nachzuempfinden. Von der Vorlage zum eigentlichen Kunstwerk liegen oft Welten, manchmal jedoch sind es ganz banale Zufallsfunde, die Rasch bei der Covergestaltung halfen. Ein Beispiel: Die Vorlage für “Die schwarze Katze” (4) lieferte eine Anzeige für Katzenfutter. Die Reinzeichnungen hat Rasch häufig mit Randnotizen für die Druckereien versehen. Als Künstlerin legte sich Aiga Rasch nicht fest, nur bei den Motiven der drei ??? verfolgt sie ein striktes Muster.
Wer war Aiga Rasch?
Als Aiga Rasch 2009 stirbt, hinterlässt sie ihren zeichnerischen Nachlass ihrem engen Freund Matthias Bogucki. Der Sammler und Nachlassverwalter und nicht zuletzt drei ???-Experte verwahrt seither das künsterliche Archiv von Aiga Rasch, darunter 65 Kunstwerke – Ölgemälde, Aquarelle, Kachelbilder und die sogenannten Pinnagen – sowie Skizzen und Vorlagen für 88 Bücher der drei ???.
kb-nachgefragt: Matthias Bogucki
Wir haben Matthias gefragt: Wie hat er Aiga Rasch eigentlich kennengelernt?
Ursprünglich habe ich sie angerufen, um Autogramme zu ergattern. Das Gespräch dauerte sehr lang und es folgten weitere Telefonate und Briefe. Ein Jahr später bin ich nach Stuttgart gezogen und wir haben uns regelmäßig getroffen, um sich über die ??? auszutauschen. Knapp zehn Jahre später verband uns eine innige Freundschaft, die weit über die Leidenschaft zu den ??? ging.
& was war Aiga Rasch für ein Mensch?
Sie war eine Nachteule – lebte und arbeitete gerne nachts! Auch wenn sie tendenziell zurückgezogen lebte, hat sie den Kontakt zu den Fans sehr genossen und sich über jeden Brief oder Mail und Anfragen für Unterschriften auf Büchern und Hörspielen sehr gefreut. Nachdem sie sich ab dem Jahr 2000 nach über 35 Jahren und über 5000 Illustrationen als freiberufliche Grafikerin zur Ruhe setze, widmete sie sich verstärkt dem Umwelt- und Naturschutz.
Schon gewusst?
Hinter den Büchern und Hörspielkassetten der drei Fragezeichen verbirgt sich eine lange Geschichte. Schon seit über einem halben Jahrzehnt löst das Detektiv-Trio Kriminalfälle. Erschaffen wurde die Serie von Autor Robert Arthur. Als Schöpfer der Jugend-Detektivserie The Three Investigators holte er Alfred Hitchcock als Namensgeber mit ins Boot.
kb-Info:
Parallel zur visuellen Ausstellung gab es auditives Begleitstück, auf dem Sammler und Nachlassverwalter Matthias Bogucki und Sven Haarmann im Interview mit Aiga Rasch zu hören sind. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit der Stadtbibliothek Koblenz und der VHS Koblenz. Die Hintergrundinformationen erhielten wir von der Presseabteilung des Mittelrhein-Museum Koblenz sowie von Sammler und Nachlassverwalter Matthias Bogucki. An dieser Stelle: herzlichen Dank!
Weitere Links:
- Artikel von SWR: Sonderausstellung in Koblenz – “Die drei ???”-Illustratorin
- Video von SWR3 Landschau: Ausstellung in Koblenz – “Die drei ???” im Museum